Aus der Forschung

Studie: Ältere Menschen stehen Robotern aufgeschlossen gegenüber

Von Anton Reindl

Die Akzeptanz von Robotern im Alter ist ein viel diskutiertes Thema. Gerade der Begriff „Pflegeroboter“ wird häufig verwendet. Dabei ist eines klar: Bei der Geriatronik geht es Assistenz bei Alltagsaufgaben und eben nicht um die pflegerischen Tätigkeiten. Diese sollen weiterhin von Menschen durchgeführt werden.

Der Begriff Pflegeroboter wird in den Medien sehr häufig verwendet und lässt vermuten, dass es derartige Systeme heute bereits am Markt gibt. Eine Analyse der Marktsituation zeigt, dass aktuell noch keine marktreifen, universellen Service- oder Pflegeroboter existieren. Es existieren lediglich erste kommerzielle Lösungen im Bereich der sozialen Interaktion und Unterhaltung. Die überwiegende Zahl der Service-Roboter befindet sich aktuell im Prototypenstadium. Zu ihnen gehört GARMI, der aktuell im Forschungszentrum Geriatronik der TU München entwickelt wird.

Studien zur Akzeptanz von Robotern durch Senioren sind aus Mangel an funktionsfähigen Robotersystemen daher noch rar. Eine in der Wissenschaft häufig vermutete Ablehnung oder Skepsis bei Senioren kann eine neue Studie von Psychologen der Universität Jena erfreulicherweise nicht bestätigen. Bei der Studie wurden die Versuchspersonen befragt, ob sie den jeweiligen Roboter sympathisch oder bedrohlich empfinden, und ob sie ihn sich als täglichen Begleiter vorstellen könnten. Zu den Versuchspersonen zählten zwei Gruppen:

  • 30 jüngere Menschen im Alter von ca.  30 Jahren
  • 30 ältere Menschen im Alter von ca. 70 Jahren

Diese Ergebnisse lieferten wertvolle Erkenntnisse, die auch in Design-Entscheidungen von GARMI einfließen werden: Die älteren Probanden schätzten die Maschinen dabei deutlich positiv ein – und standen ihnen sogar aufgeschlossener gegenüber als die jüngere Vergleichsgruppe. Diese Ergebnisse sind bemerkenswert, da in vielen bisherigen Arbeiten vom Gegenteil ausgegangen wurde, ältere Menschen der Robotik also eher negativ eingestellt sind. Entscheidend war dabei die Gestaltung der Roboter, insbesondere wie menschlich die Maschinen gestaltet waren, ob sie also beispielsweise Gesichtszüge, Arme und Beine aufwiesen und wie menschenähnlich die Bewegungen wirkten. Interessanterweise zeigt sich diese Korrelation nur bis zu einem gewissen Grad. Wenn Roboter zu menschenähnlich, also wie ein Android, gestaltet sind, so nimmt die positive Einstellung rapide ab. Dieser Effekt wird oft als Uncanny Valley beschrieben. Beim Roboterdesign gilt es also ein gesundes Mittelmaß zu finden.

Androides Roboterdesign

Beispiel für ein androides Roboterdesign (Bilder: unsplash.com)

Auch der Deutsche Ethikrat hat sich zuletzt umfassend zum Thema Pflegeroboter geäußert. In einer umfassenden Stellungnahme wurden Leitlinien für die Entwicklung und dem Umgang mit Assistenzrobotern für ältere Menschen gegeben. Diese werden auch in die Projekte im Forschungszentrum Geriatronik einfließen.

Wir hoffen, dass diese Empfehlungen zu einer der offenen und öffentlichen Debatte zum Thema Robotik in der Pflege und im Alter führen. Als Verein „Friends of Geriatronics“ wollen wir Ängste vermeiden und mithelfen Missverständnisse rund um die Geriatronik vermeiden.

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