Mitgliederversammlung 2022

Friends of Geriatronics wachsen weiter und vergeben erstmals ein Stipendium

Vortrag zu „GARMI“: Abhören ja, rasieren nein - neue Erkenntnisse aus ersten Studien Friends of Geriatronics wachsen weiter und vergeben erstmals ein Stipendium

Garmisch-Partenkirchen – „GARMI“ muss kleiner werden, und auf die Friends of Geriatronics kommt mit dem am Bahnhof in Garmisch-Partenkirchen geplanten Campus der Technischen Universität München (TUM)  jede Menge Arbeit zu: Diese beiden Erkenntnisse bestimmten die Mitgliederversammlung des Fördervereins des Forschungszentrums für Geriatronik. „Die Herausforderung nehmen wir als junger und wachsender Verein natürlich gerne an“, sagte Präsident Prof. Wolfgang M. Heckl im Gasthof Fischers Mohrenplatz. Inzwischen zählen die Friends of Geriatronics 70 Mitglieder, eine Zahl, die sehr zur Freude von Heckl „Jahr für Jahr zunimmt“. Nach den Formalien mit Kassenbericht und Entlastung der Vorstandschaft standen auch diesmal wieder zwei Vorträge aus der Welt der Geriatronik auf der Tagesordnung.

Simone Nertinger, die sich im Forschungszentrum an der Bahnhofstraße mit der Akzeptanz von Robotern beschäftigt, hatte sich den dort entwickelten „GARMI“ geschnappt und mit ihm eine umfangreiche Feldstudie mit 176 Teilnehmern durchgeführt. „Wir wollten damit heraus-finden, wie die Menschen auf den Kontakt mit einem Roboter reagieren, welche Aufgaben sie von ihm erledigen lassen wollen und wie das aktuelle Erscheinungsbild von ‚GARMI‘ beurtei-len“, berichtete die den Mitgliedern der Friends of Geriatronics. Erfreulich hohe Zustimmungs-werte gab es dabei, als es darum ging, ob man sich von dem Roboter mit dem Arm berühren, von ihm den Puls messen oder die Brust abhören zu lassen. Die männlichen Teilnehmer an der Feldstudie hatten in einem Punkt aber deutliche Vorbehalte: „Rasieren lassen will man sich vom Roboter dann doch eher nicht“, lachte Simone Nertinger. Im direkten Umgang mit der Maschine konnten sich die Teilnehmer „GARMI“ am ehesten als Kellner, Sekretär, Pfleger oder Arzt vorstellen. Ganz wichtig auch: „Der Roboter darf keinen verletzen und er muss Vertrauen erwecken“, so Nertinger. Für eine optimale Akzeptanz müssten die Ingenieure im Forschungs-zentrum aber noch kräftig tüfteln, denn „GARMI“ sei „um 20 Zentimeter zu groß“, wie Nertinger festgestellt hat. Kleinere Hände und eine Größe so um 1,40 Meter wurden von den Probanden als ideal für eine maximale Akzeptanz erachtet.

Für Präsident Heckl zeigen diese wissenschaftlichen Arbeiten vor allem eines: „Wir bereiten uns auf eine Zeit vor, in der wir mit all jenen Dingen leben, die heute entwickelt werden.“ Und hier wollen die Friends of Geriatronics im Rahmen ihrer finanziellen Möglichkeiten unterstüt-zend tätig sein. Ein Anfang diesbezüglich wird gerade gemacht: „Wir gewähren erstmals einer jungen Frau ein Stipendium für eine wissenschaftliche Arbeit über Geriatronik“, erklärte Heckl. Dieses Engagement soll ebenso fortgeführt werden wie die in diesem Jahr erstmals angebo-tenen Praktika für Schüler während der Sommerferien. „Auf diese Weise“, so Heckl, „wollen wir junge Menschen an die Robotik heranführen“.

Dieses Ziel verfolge man auch auf dem neuen TUM-Campus, der auf einem 30.000 Quadrat-meter großen Grundstück südwestlich des Bahnhofs von Garmisch-Partenkirchen entstehen soll. Im Forschungszentrum kümmert sich Dr. Stephan Thiel um dieses Projekt, das die Be-reiche Forschung, Pflege und Ausbildung vereinen soll. „So etwas gibt es weltweit noch nicht“, betonte er. Wenn der Haushaltsausschuss des Bayerischen Landtags im Frühjahr seine Zustimmung für das knapp 150 Millionen Euro teure Projekt geben sollte, könnte im Sommer 2023 die Planung beginnen. „Wenn alles optimal verläuft, könnte der Campus im Juni 2026 in Betrieb gehen“, so Thiel. Das Besondere dabei: Es wird nicht nur die Geriatronik-Forschung in der Praxis fortgesetzt, es soll auch einen Studiengang Geriatronik mit acht Lehrstühlen für bis 200 Studenten geben. Daneben wird die Caritas ein Pflegeheim betreiben, und schließlich wird dort noch eine Fachschule für Pflegekräfte untergebracht.

„Da kommt auch auf unseren Verein einiges an Arbeit zu“, sagte Anton Reindl, der stellvertretende Präsident der Friends of Geriatronics. Er hat dabei vor allem den auf dem Campus ebenfalls geplanten „Maker Space“ im Blick – ein Raum für die Öffentlichkeit, in dem man Roboter ausprobieren und Workshops durchführen kann und in dem man vor allem Berührungsängste mit der modernen Technik nehmen will. „Hier werden wir bei der Ausgestaltung ebenso gefragt sein wie bei der Öffentlichkeitsarbeit“, so Reindl.

 

Foto: André Liebe

Medienkontakt: André Liebe, Tel: 01520 / 576 90 26, E-Mail: andreliebe@web.de

 

Der Campus, „GARMI“ und viel Arbeit: Stephan Thiel, Simone Nertinger und Anton Reindl (von links) beschäftigen sich bei den Friends of Geriatronics mit höchst unterschiedlichen Themen, die aber eines gemeinsam haben, den Blick in die Zukunft.

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