Tag der offenen Tür

Einarmroboter lässt „GARMI“ neidisch werden

Das hätte sich „GARMI“ wohl auch nicht gedacht, dass er einem nicht die erste Geige spielen würde, wenn sich Publikum von auswärts im Forschungszentrum an der Bahnhofstraße drängt. Aber beim diesjährigen Tag der offenen Tür hatte der Pflegeassistenzroboter keine Chance: „GARMI“ durfte zwar auch zeigen, was er alles kann, die große Aufmerksamkeit aber zog eindeutig der Einarmroboter auf sich, den die Forscher um Dr. Abdeldjallil Naceri für den Bereich der Telemedizin entwickelt haben. Besonders interessant dabei natürlich: Jeder der Besucher durfte sich selbst einmal als Arzt versuchen.

Dass der Einarmroboter an diesem sonnigen Samstag so großes Interesse auf sich zog, lag vor allem an dem Schallkopf, den Dr. Günter Steinebach von den Friends of Geriatronics in Kanada aufgetan hat. Dieser Schallkopf kann nämlich dreifach bestückt werden: für Ultraschalluntersuchungen, fürs EKG und die Palpation genannte Untersuchung des Körpers durch Betasten. „Und das bedeutet, dass wir damit Verschlüsse von Gefäßen erkennen, Atem- und Herzgeräusche abhören sowie den Oberbauch abtasten können“, erklärte Steinebach.

Naceri und sein Team programmierten den Einarmroboter im Übrigen so, dass der untersuchende Arzt den im Extremfall mehrere tausend Kilometer entfernten Patienten unter realen Bedingungen untersuchen kann. Und das bedeutet: Der Arzt, der den Roboter bedient, bekommt gewissermaßen die Kraft, auf die das Ultraschallgerät beim Patienten trifft, zurückgemeldet. Dank des Roboterarms und der implementierten Kraftrückkoppelung können so auch Verhärtungen des Oberbauchs, wie sie bei Gallensteinen auftreten, erkannt und abgetastet werden. Die Zusammenarbeit mit den Ärzten am Klinikum Garmisch-Partenkirchen sorgte zudem dafür, „dass der Einarmroboter eigentlich fertig entwickelt ist“, wie Doktorand Mario Tröbinger feststellte. Im nächsten Schritt wird nun noch eine klinische Studie durchgeführt, dann könnte die Serienfertigung folgen.

Die immensen Fortschritte, die mit dem Einarmroboter erzielt wurden, sorgen aber auch dafür, dass „GARMI“ nicht leer ausgeht. „Das Wissen, das wir dabei gewonnen haben, geben wir natürlich an ihn weiter“, sagte Tröbinger und streichelte „GARMI“ über den Kopf.

In diesem Zusammenhang entspann sich dann noch eine Diskussion über das Aussehen von Robotern und deren Akzeptanz durch die Menschen, von denen viele heute noch sagen, dass sie sich von einem Roboter nicht anfassen lassen möchten. All jenen hält Günter Steinebach mit Blick auf die Personalprobleme im Pflegebereich entgegen: „Man wird sich anfassen lassen müssen, weil es einfach zu wenig Pflegekräfte gibt.“ Der Mediziner sagte aber auch: „Roboter sollen den Menschen nicht ersetzen, sondern ihn unterstützen.“ Ein Satz, den auch „GARMI“ gerne hörte.

Zurück